Sonntag, 17. Oktober 2010

Thomas Bernhard trifft Marc-Antoine Charpentier


Ein Landarzt aus der Steiermark nimmt seinen Sohn für einen Tag mit auf Krankenvisite. Was sich dem Sohn offenbart, ist eine Welt von Kranken, Wahnsinnigen und Verbrechern und nicht zuletzt ein Panoptikum von seltsamen Menschen und Fällen, die jenseits medizinischer Möglichkeiten erst beginnen. Eine Beschreibung des ersten Teils von Thomas Bernhard´s "Verstörung".

Aus dem Blickwinkel des Landarztsohnes borge ich mir die Distanz zu meinem Tun. Für mich beginnt montags eine neue Woche Krankenvisite. Tag für Tag konfrontiere ich mich mit dem "... Panoptikum von seltsamen Menschen und Fällen". Seltsam und bizarr sind die Verrenkungen jener, die Axel Honneth im Vorwort zu Alain Ehrenberg´s "Das erschöpfte Selbst" so beschreibt: "... als das paradoxe Resultat eines sozialen Individualisierungsprozesses gedeutet, der die Subjekte dadurch, dass er sie aus traditionellen Bindungen und Abhängigkeiten befreit, im wachsenden Maße daran scheitern lässt, aus eigenen Antrieben und in vollkommener Selbstverantwortung zu psychischer Stabilität sowie sozialem Ansehen zu gelangen."

Hinein in die traditionellen Bindungen: Chick zieht sich jedes Wochenende in seine Kathedrale zurück. Für den Soundtrack zeigt sich Herr Charpentier verantwortlich:

Marc-Antoine Charpentier - Magnificat H.73 by concreteuniverse

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