Ich, Chick, stecke mitten in der Vorbereitung der Präsentation von "Soft Machine", einer Musikgruppe aus Engeland, genauer: aus der Grafschaft Kent, und präziser: aus Canterbury.
Aber mir passiert Schröckliches: Bei Soft Machine fällt mir sofort William Seward Burroughs ein. "The Soft Machine" ist der Titel einer Erzählung von Burroughs. Daevid Allen, der verrückte Beatnik aus Australien und Gründungsmitglied von Soft Machine, holte sich persönlich die Erlaubnis zur Führung des Namens. Er traf W.S. Burroughs in Paris. "The Soft Machine" ist die "weiche Maschine", gemeint ist der "Mensch". Hier erinnere ich mich sofort an die Kraft der Burroughs´schen Literatur. Ich gehe zum Bord und ziehe die Bände raus:
Da ist einmal "Junkie", sein konventionellster Roman. In ihm beschreibt er seine erste Erfahrung mit Junk so:
"...Einen Schuß Morphium spürt man zuerst hinten in den Beinen, dann im Nacken, eine Welle der Entspannung geht durch den Körper, die Muskeln lockern sich von den Knochen, es ist ein Gefühl, als würde man in warmem Salzwasser treiben und sich langsam auflösen. Das Gefühl drang mir bis in die letzten Fasern, und jetzt packte mich die Angst. Ich hatte den Eindruck, als sei am Rand meines Gesichtsfeldes eine entsetzliche Erscheinung aufgetaucht, die sich seitlich wegbewegte, sobald ich den Kopf drehte, so daß ich sie nie richtig zu sehen bekam...".
"Naked Luch", "Auf der Suche nach Yale", "Nova Express", "Wild Boys", "Port of Saints", "Die Städte der roten Nacht" ( Listen: Cities of the red night ), "Exterminator", "Western Lands", "Dead Roads"... ich ziehe sie alle aus dem Regal, blättere und lese, und ich bin wieder elektrifiziert. Alle Bände in der Übersetzung von Carl Weisner, den wir ja von Bukowski kennen.
Ich kann mich schwer lösen von der suggestiven Kraft dieser Romane, die mich schon mit 18 Jahren in das geheime Geheimnis der Welt einweihten. Burroughs aberwitzige Montagen setzten in mir das Wissen frei, lang, lang bevor ich mit Foerster und Konsorten in Berührung kam, dass ich Zusammenhänge selbst konstruiere und/oder sie mir eingebläut werden.
Burroughs verwendet eine auf den ersten Blick verblüffend einfache Methode: Textpassagen werden zusammenhanglos aneinandergereiht und bringen den Leser in die Zwangslage, die Erzählbrüche mit Zusammenhängen zu kitten. Diese Technik ist aber kein Selbstläufer, die sich beliebig in Romanform aufblähen lässt. Die Kunst des W.S. Burroughs besteht darin, die Textpartikel im "Stream of Consciousness" einzustreuen und den "Stream" selbst zu zerstückeln. Diese daraus resultierende durchgängige Gefährdung des erzählerischen Zusammenhangs zwingt zu einer permanenten Neuordnung und entlarvt die jeweils entstandene Ordnung erst durch ihre Hinfälligkeit als eigene Konstruktion.
In der Geschichte "Die letzte Vorstellung" heißt es:
'Denk daran, ich war leer... nur noch ein Loch in der Luft...sie hatten mich längst abgeschrieben...' So wartete er vergebens, in seinen Augen spiegelte sich eine verschollene Welt.
Schweigen senkt sich über die Wassertümpel auf den Trümmergrundstücken von 1920. Die letzte zerrissene Markise flappt träge auf dem Pier. Du stehst hier und bist der letzte Überlebende.
So jetzt aber wieder zu Soft Machine. Okay, ist schon spät, für heute setze ich nur einen Song rein, dessen Name den Titel des Blog ziert:
Okay, Scheisse ist der gut. Dann lege ich noch einen drauf:
Dieser Song ist ein Dankeschön an die Jimi Hendrix Experience, denen Soft Machine als Vorgruppe für die US-Tournee dienen durften.
Okay, demnächst mehr.
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