Samstag, 8. Februar 2014

Siehe was dich sieht!

Der „recht spezielle Künstler“ (Begleittext zur Ausstellung) Franz Graf stellt im 21er Haus eine recht eigenwillige Ausstellung aus eigenen Werken und Arbeiten internationaler und nationaler KünstlerInen zusammen. Baustellenartig sind Räume konstruiert, hängen Bilder auf Baugerüsten, die nur vom 1. Stock aus zu betrachten sind. Dieser Rahmen wird eingesetzt, um Strukturen sichtbar zu machen, die ansonsten im Hintergrund bleiben. Die BesucherInnen betreten somit ein Bühne beim Besuch der Ausstellung. 

Damit werden sie zu ProtagonistInnen eines Prozesses der ständigen Anpassung an die (Umwelt-)Bedingungen.


Das macht die Ausstellung auch so spannend. Man spaziert durch die Vorläufigkeit der Baustelle und durch einen bunte Ansammlung an Bildern und Objekten. Der Künstler wird zum Sammler, Archäologen, Dokumentaristen, Forscher und Archivar, der die Fundstücke zu einer eigenen Welt synthetisiert. 

So werden Schallplattencover aus dem ursprünglichen Bedeutungsrahmen genommen, gerahmt und so transformiert. Aus Kunst wird Kunst!



Oben: Nurse with wound: Chance meeting on a Dissecting Table of a Sewing Machine and an Umbrella, 1979.
Unten: Throbbing Gristle: Live at Death Factory, Picturedisc, 1983. 


Throbbing Gristle: See you are (live) 

Spannend auch ein Besucher, der seinen Unmut über die aus seiner Sicht unverständliche und misslungene Anhäufung sinnloser Objekte laut zum Ausdruck brachte und immer wieder auf das Fehlen von „Bildern“, „großen Bildern!“ hinwies, sich jedoch kopfschüttelnd und im ständigen Lamento versunken die Ausstellung vollständig durchwanderte – Respekt!



Frohes Schaffen!


Im Anschluss daran ging’s ins alte Schikaneder-Kino. Ein nostalgischer Ausflug in die 80er, - was das Ambiente des herrlich schmuddeligen und an die Kneipen später Jugendtage erinnernden Lokals und Foyer des Lichtspieltheaters betrifft. Eine Flasche Wieselburger und dann gings in den Film „Frohes Schaffen! Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral“ von  Konstantin Faigle.

Ein durchaus gelungener Semi-Dokufilm, der die Arbeitsmoral in den kapitalistischen Gesellschaften mal augenzwinkernd, mal kritisch hinterfragend zum Objekt der Betrachtung macht.

Neben Franz Schandl und Marianne Gronemeyer kommt auch der Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin zu Wort, der deutlich macht, dass markante Veränderungen in Arbeits- und Erwerbsleben unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflusst, von Politik und Wirtschaft jedoch nicht zur Kenntnis genommen wird.

Konkret zeigt Rifkin in seinem Buch Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft), dass es durch den Produktivitätszuwachs in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem dramatischen Verschwinden von Fabrikarbeitsplätzen gekommen ist. Dies gilt trotz des Wirtschaftswachstums im selben Zeitraum. Anhand weltweiter Wirtschaftsdaten wird gezeigt, dass sich diese Entwicklung in Zukunft in dramatischer Form fortsetzen wird. 
 Der Film versucht darüber hinaus, Utopien von einer Gesellschaft abseits von Wachstum und Gewinnmaximierung zu entwickeln, was zwangsweise etwas verschwommen daherkommt, da es dazu an konkreten politischen Konzepten fehlt und die weichgezeichnete Hippie-Kommunen-Idylle etwas anachronistisch wirkt und an Rondo Pastorale (Franz Josef Degenhardt, Wildledermantelmann, 1977) erinnert.


Dennoch macht der Film wieder bewußt, dass Arbeit nur bedingt der Natur des Menschen entspricht, wir jedoch diese Ideologie bereits verinnerlicht haben.

Gotthold Ephraim Lessing 
Lob der Faulheit
Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied schenken,
Käm es nur gleich aufs Papier
Ohne lange nachzudenken
Doch, ich will mein bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.

Höchstes Gut! wer dich nur hat
Dessen ungestörtes Leben
Wird - ich gähn - ich werde matt -
Nu - so - magst Du mir vergebens,
Daß ich dich nicht loben kann;
Du verhinderst mich ja dran.


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