Samstag, 15. Februar 2014

think about the times - eine Erinnerung

Langjährige Aufklärungsarbeit hat nichts gebracht. Daher bin ich gezwungen, in die Halb-Öffentlichkeit zu treten. 
Graham Anthony Barnes wurde 1944 in Nottingham geboren. Bekannt wurde er später als Alwin Lee, britischer Stromgitarrenspieler und Bandleader der legendären Blues-Rock Formation Ten Years after. Zeitgleich mit den Beatles trat er zu Beginn der 60er Jahre mit den Jaymans im Hamburger Star-Club auf, Mit dabei war damals schon Leo Lyons, späterer Bassist der TYA. Außerdem mit von der Partie bei TYA waren Chick Churchill und Ric Lee. 

Dann las Leo in der Zeitung über „Zehn Jahre nach dem Ende der Wehrpflicht in U.K. …“ und Ten Years After war entstanden. (aus: wikipedia)
... so entstehen Bandnamen!

Ihren wohl größten Auftritt hatten sie beim Woodstock Festival, wo sie ihren bis heute bekanntesten Song Going home spielten. Auch heute noch ein Ohren- und Augenschmaus – allen Unkenrufen zum Trotz. Wer sonst kann solche Fratzen beim rotzigen Spiel ziehen? 


Zwischen 1967 und 1989 spielten sie 9 Studioalben ein, ehe sich Alvin von seinen Spielkameraden trennte  um fortan als Solomusiker durch die Welt zu ziehen. Zuletzt lebte er in Spanien, wo er 69-jährig am 6. März 2013 starb. 



Zugegeben, recht experimentierfreudig und innovativ waren die Jungs von Ten Years after nie, aber der Coolnessfaktor war hoch. So wollten wir doch alle mal aussehen, - na ja, einige von uns!


Gradliniger, schnörkelloser Blues-Rock, zugegeben reiner Prolorock, aber immer noch erfrischend, wohltuend und katharsisch.

Zum Abschluss was versöhnliches, auch für jene, die’s ein wenig inspirierter wollen.


... und schöne Balladen kann er auch singen, der Alvin.


Think about the times when you're happy
think about the times when you're sad
Think about the life you're living 
Think about your life and be glad 

So, das musste mal gesagt werden, 30 Jahre nach Wielandsberg!

Samstag, 8. Februar 2014

Die Sehnsucht nach dem ich!

bevor ich mich hier verausgabe und die Entäußerung in arbeit ausartet, soll doch der Kontemplation noch einmal das Wort gesprochen werden.

Die Ausstellung SEHNSUCHT ICH im Essl-Museum versucht die unterschiedlichen Aggregatszustände des Selbst künstlerisch zu erfassen. So sind verschiedene Räume entstanden in denen das Menschenbild in Kinder- und Jugendszenen, in Selbstportraits im Verhältinis zur Gesellschaft, in Körper und Psyche bis hin zu Vergänglichkeit und Auslöschung in all den Spannungsverhältnissen dargestellt wird.


Im Raum der Vergänglichkeit: Jörg Immendorf, Kampf der Zeit

Es spiegelt sehr beeindruckend auch eigene Befindlichkeiten und entlässt mich nach 2 Stunden nachdenklich und versunken in die Realität eines stürmischen Wintertages. 

Um dem ICH nicht ganz hilflos ausgeliefert zu sein, bedarf es dann auch wieder der Zerstreuung.

Kraftwerk spielen ihre Alben im Mai im Burgtheater. Karten sind schon weg, hören kann man den Stoff allemal. 





 

Siehe was dich sieht!

Der „recht spezielle Künstler“ (Begleittext zur Ausstellung) Franz Graf stellt im 21er Haus eine recht eigenwillige Ausstellung aus eigenen Werken und Arbeiten internationaler und nationaler KünstlerInen zusammen. Baustellenartig sind Räume konstruiert, hängen Bilder auf Baugerüsten, die nur vom 1. Stock aus zu betrachten sind. Dieser Rahmen wird eingesetzt, um Strukturen sichtbar zu machen, die ansonsten im Hintergrund bleiben. Die BesucherInnen betreten somit ein Bühne beim Besuch der Ausstellung. 

Damit werden sie zu ProtagonistInnen eines Prozesses der ständigen Anpassung an die (Umwelt-)Bedingungen.


Das macht die Ausstellung auch so spannend. Man spaziert durch die Vorläufigkeit der Baustelle und durch einen bunte Ansammlung an Bildern und Objekten. Der Künstler wird zum Sammler, Archäologen, Dokumentaristen, Forscher und Archivar, der die Fundstücke zu einer eigenen Welt synthetisiert. 

So werden Schallplattencover aus dem ursprünglichen Bedeutungsrahmen genommen, gerahmt und so transformiert. Aus Kunst wird Kunst!



Oben: Nurse with wound: Chance meeting on a Dissecting Table of a Sewing Machine and an Umbrella, 1979.
Unten: Throbbing Gristle: Live at Death Factory, Picturedisc, 1983. 


Throbbing Gristle: See you are (live) 

Spannend auch ein Besucher, der seinen Unmut über die aus seiner Sicht unverständliche und misslungene Anhäufung sinnloser Objekte laut zum Ausdruck brachte und immer wieder auf das Fehlen von „Bildern“, „großen Bildern!“ hinwies, sich jedoch kopfschüttelnd und im ständigen Lamento versunken die Ausstellung vollständig durchwanderte – Respekt!



Frohes Schaffen!


Im Anschluss daran ging’s ins alte Schikaneder-Kino. Ein nostalgischer Ausflug in die 80er, - was das Ambiente des herrlich schmuddeligen und an die Kneipen später Jugendtage erinnernden Lokals und Foyer des Lichtspieltheaters betrifft. Eine Flasche Wieselburger und dann gings in den Film „Frohes Schaffen! Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral“ von  Konstantin Faigle.

Ein durchaus gelungener Semi-Dokufilm, der die Arbeitsmoral in den kapitalistischen Gesellschaften mal augenzwinkernd, mal kritisch hinterfragend zum Objekt der Betrachtung macht.

Neben Franz Schandl und Marianne Gronemeyer kommt auch der Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin zu Wort, der deutlich macht, dass markante Veränderungen in Arbeits- und Erwerbsleben unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflusst, von Politik und Wirtschaft jedoch nicht zur Kenntnis genommen wird.

Konkret zeigt Rifkin in seinem Buch Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft), dass es durch den Produktivitätszuwachs in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem dramatischen Verschwinden von Fabrikarbeitsplätzen gekommen ist. Dies gilt trotz des Wirtschaftswachstums im selben Zeitraum. Anhand weltweiter Wirtschaftsdaten wird gezeigt, dass sich diese Entwicklung in Zukunft in dramatischer Form fortsetzen wird. 
 Der Film versucht darüber hinaus, Utopien von einer Gesellschaft abseits von Wachstum und Gewinnmaximierung zu entwickeln, was zwangsweise etwas verschwommen daherkommt, da es dazu an konkreten politischen Konzepten fehlt und die weichgezeichnete Hippie-Kommunen-Idylle etwas anachronistisch wirkt und an Rondo Pastorale (Franz Josef Degenhardt, Wildledermantelmann, 1977) erinnert.


Dennoch macht der Film wieder bewußt, dass Arbeit nur bedingt der Natur des Menschen entspricht, wir jedoch diese Ideologie bereits verinnerlicht haben.

Gotthold Ephraim Lessing 
Lob der Faulheit
Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied schenken,
Käm es nur gleich aufs Papier
Ohne lange nachzudenken
Doch, ich will mein bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.

Höchstes Gut! wer dich nur hat
Dessen ungestörtes Leben
Wird - ich gähn - ich werde matt -
Nu - so - magst Du mir vergebens,
Daß ich dich nicht loben kann;
Du verhinderst mich ja dran.


… and materials and money and crisis

Eine verstörende Ausstellung, die sich weitgehend erst nach der Lektüre der Begleittexte erschließt.

Ein wunderbares Beispiel ist die Arbeit von Prachtaya Phinthong. Daher hier der Begleittext als Faksimile. Erstmals ein Kunstwerk, dass zum Verständnis die Betrachtung desselben gar nicht notwendig macht.


Schwer beeindruckend, insbesondere das entgrenzte Kunstverständnis. Aus meiner Sicht preiserdächtig als hybris-art-of-the-year!

Die Auseinandersetzung der KünsterInnen mit Material im Verhältnis zu Geld und Krise hat diese sparsam kuratierte Ausstellung eindrucksvoll inszeniert.

Die Ausstellung war jedoch nur der Vorlauf für die nachfolgende Diskussionsveranstaltung in der mumok-Lounge.

Die Philosophen Prof. Konrad Paul Liessmann und Prof. Lambert Wiesing parlierten trefflich zum Thema „Gute Kunst – schlechte Kunst“.

Anlass war die Neuausgabe des Standardwerks „Philosophie der modernen Kunst“ von Liessmann. Von Lambert Wiesing erschien 2013 das Buch „Sehen lassen. Die Praxis des Zeigens“. Darin stellt er die Frage, "wer" etwas zeigt, wenn davon die Rede ist, dass ein Bild etwas zeigt. Bilder zeigen nicht schon allein deshalb etwas, weil auf ihnen etwas sichtbar ist.

Ausgehend von der Annahme, dass der moderne Kunstbetrieb darüber bestimmt, was wir als Kunst wahrzunehmen haben, vertritt Wiesing die verblüffend einfache Ansicht, dass schlechte Kunst schlicht langweilig wäre und es folglich nötig hätte, sich des Kunstbegriffs zu bedienen.

Liessmann hingegen bedont den kontextualenPosition moderner Kunst mit den Verweis auf die Ready-mades. Hier beispielsweise das Pissoir von Marcel Duchamps.


Liessmann argumentiert, das moderne Kunst auch deshalb funktionert, weil sie aus dem Gebrauchskontext herausgenommen in einem konstruierten Zusammenhang neu betrachtet und interpretiert werden kann und somit über ihre eigentliche Funktion hinausweist.


Die Künstler sind die einzigen, die wissen, dass sie lügen und daher der Wahrheit näher als die Wissenschaft.