Montag, 27. August 2012

Karl Kraus – aber richtig!?


Die letzten Tage der Menschlichkeit, eine Adaption von Karl Kraus‘ Klassiker im Waldviertel. Am idyllischen Herrensee wurde dieses Stück bis gestern (26.8.) über den Sommer aufgeführt.
Große Presse, hohe Erwartungen und „der Joker“ Franz-Ferdinand Kratzl als Conférencier dieser Szenencollage.
Gleich zu Beginn wird das Publikum in einem Vorraum empfangen und nach einer clever inszenierten Polizeiaktion („Sie sind in Sicherheit!“) in den Vorstellungsraum geführt. Die Bühne - ein langer Steg - und rechts und links davon etwas erhöht die Tribünen.
So weit, so gut. Erste Szene. Ein Begräbnis. Dann geht’s los. Ein buntes Potpouri halblustiger, sehr belehrender, oft pathetischer und zumeist politisch korrekt vorgetragener Sketche und Szenen, die mich an Kabarettabende erinnern. So wird die Aufzählung von Menschenrechtsverletzungen und Kindersterblichkeitsstatistiken von einem offenbar „Verrückten“  einem Ärztekongress an die Köpfe geworfen, der selbstverständlich zynisch abgehoben jede Schuld von sich weist. Holzhammermethode. Dann wieder eine an Kraus erinnernde Szene aus dem 12. Weltkrieg und schließlich wird als Höhepunkt und Abschluss mit Fanfaren und Engelsgesängen die Menschlichkeit, die eben noch den Armen und Hilflosen Hoffnung spendete, zu Grabe getragen; - hier schließt sich der Kreis.
Das war mir dann doch zu dick gestrichen! 
Insezeniert von Zeno Stanek und Christian Qualtinger. Letzterer ist der Sohn des großen Helmut, ihm fehlt jedoch in dieser Aufbereitung noch viel vom Scharfblick und der Ironie seine Vaters.
Das Gerüst, Bühnenbild und Inszenierung ist gelungen, die textliche Bearbeitung nicht so recht, trotz einiger gelungener Bonmots. So hab' ich das gesehen - durch die hybris-Brille!



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