Mittwoch, 29. Januar 2014

Pete Seeger - He was really ill!

Pete Seeger ist tot. 
Ich lernte ihn - akustisch - vor knapp 40 Jahren kennen, als ich von meinem damaligen Nachbarn und Mäzen in Sachen Musik ein Doppelalbum “The best of American Folk” geschenkt bekam. Darauf waren Folkgrößen wie Peter, Paul & Mary, The Seekers, The Kingston Trio, Odetta und auch Pete Seeger & the Weavers zu finden. 

Mein Nachbar gab das Album wohl ab, weil er sich dem traditionellem Folk mit seinen schönen Liedern und dem heimeligen Pathos wohl schon entwachsen wähnte und ich, als gelehriger Schüler, diesen Weg noch zu beschreiten hätte, bevor ich in die erste Liga aufsteigen darf, die da Bob Dylan heiß oder der erst spät von mir entdeckte Phil Ochs. 

Aber zurück zu Pete Seeger. Der politische Aktivist und musikalische Begleiter der amerikanischen Bürgerrechts- und Gewerkschaftsbewegung war nach meiner glücklich bestandenen „Folkphase“ schließlich die Person, die mir weniger als Musiker in Erinnerung blieb, sondern vielmehr als ein Mann mit Haltung, der durch sein Verständnis von Herrschaftsfreiheit wohl auch Ehrenmitglied im universe sein könnte. 

Seeger engagierte sich im spanischen Bürgerkrieg für die republikanischen Kräfte und nahm 1943 ein Album mit dem Titel „Songs fort he Lincon-Battaillons“ auf.

Hier die akustische Aufnahme von Jarama valley mit Pete Seeger.


Das Lied, basiert auf dem Gedicht „Tal von Jarama“ von Alex McDade (1905-1937). (Alex McDade war ein schottischer Arbeiter, der als Spanienkämpfer in der Schlacht von Jarama im Februar 1937 verwunden wurde und fiel in der Schlacht von Brunete am 6. Juli 1937.)
Die Schlacht von Jarama fand vom 6. bis 27. Februar 1937 nur wenige Kilometer östlich von Madrid statt. 

Einheiten der nationalistischen Armee unter Franco standen der spanischen Fremdenlegion, marokkanischen Truppen, der republikanischen Armee und den internationalen Brigaden gegenüber. 


In der Näher der Anhöhe von Pingarrón, wo das Gefecht um den Suicide hill stattfand, befindet sich zu Ehren der 600 Gefallenen des britischen Bataillons der internationalen Brigade Lincoln/Washington ein Denkmal. 


there's a valley in spain called Jarama
its a place that we all know so well
it was there that we fought against the fascists
we saw a peacful valey turn to hell

from this valley they say we are going
but dont hasten to bid us adue
even though we lost the battle at jarama
we'll set this valley free before we're through

we were men of a laken battelion
we're proud of the fight that we made
we know that you people love the valley
we're remember a laken vrigade

from this valley they say we are going
but dont hasten to bid us adue
even though we lost the battle at jarama
we'll set this valley free before we're through

you will never find peace with these fascists
you'll never find friends such as we
so remember that valley iof jarama
and the people that'll set that valley free

from this valley they say we are going
but dont hasten to bid us adue
even though we lost the battle at jarama
we'll set this valley free before we're through

all this world is like this valley called jarama
so green and so bright and so fair
no fascists can dwell in our valley
nor breathe in our new freedoms air

from this valley they say we are going
but dont hasten to bid us adue
even though we lost the battle at jarama
we'll set this valley free before we're through 



So schließt sich der Kreis vom spanischen Bürgerkrieg zu Pete Seeger.

R.I.P.!


Montag, 27. Januar 2014

Angekommen!?

Tatsächlich eine lange Absenz. Die Frage nach dem warum lässt sich so – oder natürlich auch anders  – beantworten. Ich bin der Welt im letzten Jahr ein wenig abhanden gekommen, - oder im Jahr 2013 erst gar nicht angekommen!?.

Den Jetlag vom Rückflug von New York im Februar wurde nicht bewältigt und hielt sich beharrlich  das ganze Jahr über als seltsames Gefühl des (noch) nicht-angekommen-seins.  

Es waren jedoch auch die Fragen nach den Bedingungen des Menschseins, wie sie Adorno in seinen Reflexionen aus dem beschädigten Leben beschrieb, die die Person blass blieben ließ.

Diese Blässe konnte jedoch auch dafür genützt werden, abseits von sozialen Gefügen die Suche nach der (verlorenenen?) 1. Natur anzustrengen. Erst im fragilen Zustand des beinahe-Vorhandenseins ist es mir möglich, jene Zustände zu reflektieren, die sonst hinter der streng konturierten und undurchlässigen Hülle der „Uneigentlichkeit“ verborgen bleiben.

Danke für den Beitrag „Before you slip …“!

Anlass genug, die selbstgewählte mediale Absenz zu beenden.

Der angesprochene hybride Raum ohne Herrschaft wurde eingenommen von Ideologie und Verblendung kulturindustrieller Sirenengesänge und hybrisinterner Nachlässigkeit. Die Aufmerksamkeit auf prinzipielle (Selbst-)Reflexionen wich erschöpfungsbedingten Banalitäten.

[…] weil das Osterfest der Juden nahe bevorstand, zog Jesus nach Jerusalem hinauf. Er fand dort im Tempel die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler sitzen. Da flocht er sich eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle samt ihren Schafen und Rindern aus dem Tempel hinaus, verschüttete den Wechslern das Geld und stieß ihre Tische um und rief den Taubenhändlern zu: ‚Schafft das weg von hier! Macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Kaufhause!‘
Die Heilsbotschaft nach Johannes‘ 2,13-16.




In diesem Sinne werden wir unseren Raum wieder reinigen, durchlüften und (wieder-)eröffnen.

Die Voraussetzungen dafür sind neben der wachen Aufmerksamkeit auch der radikale Respekt des Lebensentwurfes des Anderen (ich weiß schon, dass kann mitunter schwierig sein) und eine hohe Qualität der Kommunikation, die vereinbarter Regeln bedarf.

Herrschaftsfreiheit bedeutet letztlich auch die Anerkennung des Vorläufigen!

Trotz mentaler Abwesenheit ist ein Film in Erinnerung geblieben: Searching for Sugar Man. Erschienen im Jahr 2012, gesehen jedoch erst 2013. Gemacht von Malik Bendjelloul. Ein Dokumentarfilm, der die Suche zweier südafrikanischer Musikfans nach dem amerikanischen Musiker Sixto Rodriguez erzählt.  




I wonder how many times you've been had
And I wonder how many plans have gone bad
I wonder how many times you had sex
I wonder do you know who'll be next
I wonder l wonder wonder I do

Eine andere sympathische Figur der Kunstszene kam mir beim Zappen unter die Augen: 
Wolfgang Flatz. 

Die Kunst-Projekte von Wolfgang Flatz sind provozierend und schräg. Durch die Provokation, so Flatz, soll beim Kunstbetrachter die Wahrnehmung verstärkt werden, um so der menschlichen Teilnahmslosigkeit entgegenzuwirken. 




Samstag, 25. Januar 2014

Before you slip into unconsciousness...

Vor vielen Jahren, als uns die Frage nach der Umsetzung eines richtigen Leben im falschen, noch herumtrieb, konzipierte das Universe of Hybris den "Herrschaftsfreien Raum". Es war uns aufgefallen, dass selbst im vertrauten Bereich, die unsäglichen Muster des Marktes Einzug hielten. Die unreflektierten Bedingungen aus unserem Alltag spielten in die Beziehungsgestaltung hinein und verursachten Haltungs- und Denkblockaden. Wir mussten jedesmal neu errichtete Positionen von Zynismus, Sarkasmus, Besserwissen, Abgeklärtheit und Vorurteilen - kurz: Konkurrenz - mühsam abbauen, um in einen halbwegs authentischen Moment zu kommen, der den radikalen Respekt für die unterschiedlichen Lebensentwürfe garantierte.

Dahinter steht nichts geringeres, als das eigentliche Bedürfnis, sich unverstellt, und sei es auch in seiner Verzweiflung, Angst, Unbeholfenheit und Unvollkommenheit zeigen zu können.

So, das lass ich einmal setzen.
Wie im "Herrschaftfreien Raum" üblich, zwischendurch etwas Musik. Einige Höhepunkte aus dem vergangenen Jahr 2013.

Terrence  Thornton alias Pusha T. ist bei "GOOD Music", dem Label von Kanye West, unter Vertrag. Voriges Jahr brachte er sein erstes Solo-Album "My Name Is My Name" heraus. Ein überaus gelungenes Album, urteilt das UoH.


Das "Barcode Cover" ist leider keine Hommage an mich, der vor 12 Jahren die gleiche Idee als Einladung für eine Ausstellung hatte. Mein ausgelesener Barcode lautete damals "hybrid" und war der Grundstein für das "Universe of Hybris". Die Quersumme von Pusha T´s Code ergibt sein Alter und ein QR-Code Scan liefert das Cover als Bilddatei. Egal, wir teilen zumindest die gleiche Einschätzung: Der Barcode zählt zu den faszinierendsten Symbolen des 21. Jahrhunderts.

Kanye West spendet First-Aid-Autotune-Trost und Pusha T. und Rick Ross stellen klar, was sie unter dem Begriff Loyalität verstehen: HOLD ON

Hold On (feat. Rick Ross & Kanye West) by Pusha T on Grooveshark

If you slipping you fall, I got you, my nigga, hold on
If you right or you wrong, if you riding come on
By the end of this song, I got you, my nigga, hold on


 Zurück zum "Herrschaftsfreien Raum", zum "Richtigen Leben im falschen". In der ersten Fassung von Adorno`s Minima Moralia, soll der Satz vom richtigen Leben ursprünglich: "Es läßt sich privat nicht mehr richtig leben" geheißen haben. Hier bringt er das Problem präzise auf den Punkt.

Der Raum, den das Universe of Hybris errichten wollte, war eine Konstruktion, um sich aus der sinnentleerten, verdinglichenden zweiten Natur, und sei es nur für einen Augenblick, zu befreien. Es war der Versuch "Privatheit" zu leben. Im Sinne der Situationisten versuchten wir eine Situation zu generieren, in der das Erstarrte wieder flüssig wird.

Ein weiteres wunderbares Mixtape-Album legte Chancelor Bennet alias Chance the Rapper vor: ACID RAP. "Everything´s Good":

Everything's Good (Good Ass Outro) by Chance The Rapper on Grooveshark




Eine habe ich noch: Chance the Rapper - Lost

Lost (feat. Noname Gypsy) by Chance The Rapper on Grooveshark

Nun gut, was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass das Universe of Hybris diesen "Herrschaftsfreien Raum" mangels Alternativen wieder reaktiviert.

Dieser DJ ist mit Abstand der Meister des "Weird". DJ Koze mit seinem Album "Amygdala".